Der Wasserstand der Ostsee kann natürlich nicht steigen, da es ja eine Verbindung zur
Nordsee gibt. Salzarmes Wasser ist bei gleicher Temperatur leichter als salzreicheres
Wasser. Deshalb liegt das salzarme Wasser immer an der Meeresoberfläche und kann
auch nur an der Oberfläche in die Nordsee ausströmen. Einstrom von salzreichem
Nordseewasser in die Ostsee geschieht dagegen nur am Boden, und das auch nicht kontinuierlich,
sondern nur in einzelnen Einstromereignissen. Dieses Nordseewasser ist viel salzreicher
als das der Ostsee und füllt nur die tiefen Becken der Ostsee aus.
Die Ostsee weist damit eine extrem stabile Schichtung auf. Salzarmes und leichtes
Wasser an der Oberfläche und salzreiches Wasser in der Tiefe können sich
auch bei extremen Windlagen kaum miteinander vermischen. Das bedeutet, dass
sauerstoffreiches Oberflächenwasser nicht in die Tiefe gemischt werden kann. Bleiben
dann die Einstromereignisse aus, dann kommt es zu Sauerstoffzehrung in den tiefen
Becken und möglicherweise zu Fischsterben oder zum Absterben von Laich. Das letzte
große Einstromereignis passierte 1993 und ist damit bereits fast 10 Jahre her.
Von diesem Ereignis gibt es eine Computersimulation,
die als animated Gif erlebt werden kann.
Klima im Nordeuropäischen Raum
Klimaschwankungen im Europäischen Raum werden durch die
sogenannte NAO hervorgerufen, das ist eine Druckschaukel zwischen Island-Tief und
Azoren-Hoch. Bei besonders starkem NAO kommt es zu verstärkten Niederschlägen in
unseren Regionen und besonders in West-Norwegen. Dies hat überwiegend positive
Auswirkungen auf die Lachsfänge, die durch viel Schnee im Winter im folgenden
Sommer genügend Wasser für einen guten Aufstieg zur folge haben.
So konnten aus den Lachsfängen früherer
Jahrhunderte auf diese Klimaschwankungen zurückgeschlossen werden. Hier sei erwähnt,
dass gerade die Jahre 1989-1994 Jahre mit hohem NAO waren und auch super Lachsjahre; wenn
ich mich recht erinnere.
Für uns hat dieser Zustand noch eine weitere Konsequenz, die Häufigkeit von
Winterstürmen nimmt deutlich zu (Beispiele sind Ende der 80er und
die frühen 90er Jahre) und wir haben
warme feuchte Winter mit Aussicht auf eine früh beginnende und meist lang anhaltende
Meerforellensaison (Februar 2000 und 2001).
Die andere Phase (NAO-) hat in unserer Region extrem kalte Winter
mit Festlandsklima zur Folge und
führt manchmal zu großflächigen Vereisung der Ostsee (manchmal bis vor unsere Haustür).
Dies hat natürlich extreme Auswirkungen auf unsere Winterangelei auf Meerforellen,
die in solchen Situationen in ausgesüßte Bereiche wandern. (Beispiel: Winter 1995/96
mit vielen großen MF in der Schwentine-Mündung). In diesen Jahren ist die
Meerforellensaison meist kurz und spät im Jahr.
Wasserstandsschwankungen und Strömung
In der Nordsee sorgen halbtägige Gezeiten für regelmäßige
Wasserstandsschwankungen. Das Wattenmeer ist eine Konsequenz der Gezeiten.
Die Ostsee ist zu klein für eigenständige Gezeiten und da im Skagerrak auch keine
besonders intensive Nordsee-Gezeit liegt, liegen die Gezeiten-Hübe in der Ostsee
lediglich im Zentimeterbereich. Entsprechend gering fallen auch die Gezeitenströme aus
(nennenswerte Geschwindigkeiten nur in den Belten). Eine Anzahl von Schwellen behindert
den Austausch innerhalb der Ostsee zusätzlich.
Wasserstands-Schwankungen können trotzdem erheblich sein. Anhaltende Nordwinde
in der zentralen Ostsee führen zu einem Anstau in der südwestlichen Ostsee
und Niedrigwasser in der nordöstlichen Ostsee (verantwortlich ist das
großräumige Windfeld). Lässt der Wind (schnelles Durchwandern von Tiefdruckgebieten)
schlagartig nach, so schwappt das Wasser wie in einer Badewanne zurück. Die Zeit,
die diese Schwingung braucht (ihre Periode), hängt von der Länge des Beckens ab.
Da die Ostsee zwei Beckenachsen hat gibt es auch zwei Schwingungsperioden
(27 Stunden und 32 Stunden). Diese Schwingungen führen zu erheblichen Amplituden
(bis 1.5 m) und zu großen Strömungen in den engen Passagen (z. B. Fehmarn Belt und Sund).
Umgekehrt geht das natürlich auch; südwestliche Winde mit Anstau in der
nordöstlichen Ostsee.
Welche Konsequenzen hat das für unsere Meerforellenfischerei. Zunächst sind bei
solchen extremen Hochwassern Angelplätze vor aktiven Steilküsten nicht zu
beangeln. Allerdings kann man das folgende Niedrigwasser super nutzen, um die Unterwasser-Strukturen
des Lieblingsplatzes zu lokalisieren. Sehr wichtig!
Die Schneisen in vorgelagerten
Sandbänken sind bei Niedrigwasser gut zu erkennen (siehe Kapitel Strategie).
Im Sommer sind umströmte Kaps an offenen Küsten die einzig erfolgversprechenden
Plätze; hier kann man gut vorhersagen, wie die Strömungen sein werden, wenn man
aktuelle Pegelschwankungen zur Verfügung hat (IFM-Kiel).
Temperatur- und Salzgehalts Schichtung
Als Beispiel für die Tiefenstruktur
von Temperatur, Salzgehalt und Sauerstoff sind hier Temperatur und Salzgehalts-Daten
aus dem Fehmarn Belt gezeigt.
In diesem Querschnitt durch den Fehmarn Belt (links Fehmarn, rechts Dänemark) sieht man, wie sich das
leichte salzarme Wasser (die Einheiten sind hier etwa Gram Salz pro Kilogram Wasser) über das salzreiche
Wasser in der Tiefe geschoben hat; die Farbskala reicht von Blau, etwa 13 g Salz pro
Kilogram Wasser, bis Rot, etwa 22g/kg. Dieses Bodenwasser bleibt permanent am Boden und kann
auch bei Winterstürmen nicht vermischt und mit Sauerstoff angereichert werden. Damit
bleibt das Tiefenwasser der Ostsee auch relativ warm (um 5° - 8°), was sich auch im
Winter nicht ändert. Wesentlichen Anteil daran hat der stabilisierende Salzgehalt.
Schichtung und Eisbildung
Salzwasser hat einen niedrigeren Gefrierpunkt als Süßwasser, das ja bei
Null Grad Celsius gefriert. In der Ostsee, deren Salzgehalt an der Oberfläche bei
etwa 13 Gramm/Kilogramm liegt, liegt der Gefrierpunkt bei etwa -1° C. Allerdings
unterscheidet sich die Ostsee in einer wesentlichen Eigenschaft von hochmarinen
Gebieten, die einen Salzgehalt um 35 g/kg aufweisen.
Temperatur/Salzgehaltsdiagram; die blaue Linie ist die maximal erreichbare Dichte,
wenn das Wasser mit einem bestimmten Salzgehalt abgekühlt wird. Die rote Linie
markiert die Temperatur, bei der Salzwasser mit einem bestimmten Salzgehalt gefriert.
Bei Abkühlung von Wasser nimmt die Dichte
zu (das Wasser wird schwerer). Bei Süßwasser geht diese Dichtezunahme
bis 4 °C, bei noch tieferen Temperaturen bis hin zum Gefrierpunkt nimmt die
Dichte dann wieder ab. In hochmarinen Gebieten (Nordsee, Atlantik) nimmt die
Dichte bis zum Gefrierpunkt hin zu, es gibt kein Dichtemaximum oberhalb des Gefrierpunktes
und abgekühltes Wasser sinkt in die Tiefe da es schwerer als das darunter liegende
Wasser wird.
Die Konsequenz ist, dass sich in einer Süßwasser-Umgebung leicht
Eis bilden kann, da unterhalb von 4 °C das kälteste Wasser immer direkt an
der Oberfläche bleibt. Die Ostsee verhält sich dabei wie ein Süßwassersee.
Deshalb kommt es in starken Wintern (z.B. 1995) zu großflächigen Vereisungen
der Ostsee.
Salzwassereinbrüche - Lebenselexier der Ostsee
Wie bereits oben beschrieben, verhindert die Salzgehalts-Schichtung einen Kontakt
des Tiefenwassers mit der Oberfläche und damit auch die Erneuerung des Sauerstoffs
in der Tiefee. Heruntersinkende Biomasse (Schei....) und abgestorbenes Plankton führen
zu Sauerstoffzehrung in den tiefen Becken. Bleiben Salzwassereinbrüche, die die einzige
Möglichkeit zur Sauerstofferneuerung sind, für lange Zeit aus, so kommt
es im Extremfall zu Schwefelwasserstoff Bildung und alles Leben in den Becken ist
hochgradig gefährdet. Im Laufe von Jahren erniedrigt sich der Salzgehalt durch sehr
langsame Vermischung in den Becken, wie auf dem Standbild zu erkennen.
Bodensalzgehalt in der Beltsee und der westlichen Ostsee; grün/gelb für niedrigen
Salzgehalt und rot für hochmarine Verhältnisse, wie sie in der Nordsee vorliegen.
Modellsimulation des Salzwassereinbruchs von 1993; A. Lehmann, IFM-Kiel
Anklicken der Graphik startet die Animation, die nach Ablauf immer wieder erneut startet.
Zu sehen ist, wie sich das salzreiche Wasser
(rot) in Pulsen bis in die tiefen Becken (Gotlandtief) ausbreitet. Der ganze Prozess
dauert etwa 3 Monate. Letze große Einstromereignisse vor 1993 gabs 1984 und 1976; sie
treten also in etwa 10-jährigem Rhythmus auf. Besonders kritische Verhältnisse
gibt es also alle 10 Jahre.
Fallen diese Perioden mit extremer Überfischung überein,
sind die Chancen für eine Katastrophe optimal (z.B. für Jungdorsche).
Schallausbreitung
Schall im Wasser ist der bedeutendste Signalträger für Menschen aber auch
für Beute und Jäger. Deswegen ist es wichtig, einige grundlegene Eigenschaften
der Schallausbreitung zu kennen. Da Wasser ein dichteres Medium ist als Luft, ist es nicht
so stark komprimierbar und die Schallgeschwindigkeit (300 m/s in Luft) ist mit 1500 m/s
wesentlich höher; d. h. Schallsignale breiten sich im Wasser wesentlich schneller
aus als in der Luft. Eine zweite wichtige Eigenschaft des Schalls im Wasser ist es, dass
die Abschwächung (Dämpfung) gering ist und niederfrequenter Schall weniger
gedämpft wird als hochfrequenter Schall. Dies wird von Tieren (Walen) und von Menschen
(Sonar und Unterwasserdatenübertragung) aktiv genutzt. Hier gibt es Experimente mit
niederfrequenten Schallsignalen (200 Hz), wo der gesamte Pazifik durchstrahlt wird und
in der Nähe der Antarktis ausgesendete Signale in 10000 km Entfernung vor San Franzisco
empfangen werden. Ein Problem dabei ist der immer im Meer vorhandene Hintergrundlärm,
der den Empfang leiser Signale stört und manchmal verhindert. Das muß man sich etwa
wie in einer Disco vorstellen, in der man seinen leise sprechenden Partner bei extrem
lauter Hintergrundsmusik verstehen möchte.
Schallsignale werden auch von Fischen (Beute und Jäger) genutzt; wie Fliegenfischer
das nutzen, diskutieren wir im Strategie-Abschnitt.